Mittwoch, 24. Februar 2016

Die neuen Barbaren



von Jack Donovan

Der folgende Text ist eine Rede, die am 26. Oktober 2013 bei der 2. Konferenz des nationalen Politikinstituts am Ronald-Reagan-Gebäude in Washington, DC gehalten wurde.

Es könnte einen Kollaps geben. Es könnte passieren. Es könnte morgen passieren. Rachsüchtige Götter könnten Felsbrocken vom Himmel schleudern und die Erde mit Feuer und Fluten reinigen. Es könnte Blut und Zähneknirschen auf den Straßen geben. Eine Heuschreckenplage oder Killerbienen, irgendeine chinesische Grippe oder die Zombie-Apokalypse. Eure Kreditkarten könnten auslaufen und eure „Smart“-Phones könnten ziemlich dumm werden. Wir könnten gezwungen werden, uns in Banden zusammenzuschließen und ums Überleben zu kämpfen. Wir könnten von Umständen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, dazu gezwungen werden, Lebensweisen wiederzuentdecken, die unserer Spezies –  unseren Reptilienhirnen – vertrauter sind als diese endlose, banale Ausbreitung von Konzernanlagen und Einkaufszentren.
Oder ihr bekommt einfach diesen einen Tag als Löwe, um so zu sterben wie ihr geboren wurdet, strampelnd und schreiend und mit dem Blut von jemand anderem bedeckt.
Es hat einen gewissen Reiz.
Doch während all das passieren könnte (und es könnte alles morgen passieren), ist es ebenso möglich, daß dieses kaputte, korrupte System noch für eine sehr lange Zeit dahinsiechen könnte.
Ja, es sollte katastrophal scheitern. Es verdient zu scheitern. Doch ganz egal, wie sehr die Welt eine Abrechnung oder einen Reset-Knopf braucht, es ist wesentlich einfacher für die Leute auf jeder Ebene der Gesellschaft, sie jeden Tag aufs Neue zu flicken und ihr bestes zu tun, bis ihnen das Klebeband ausgeht.
Also ... bis dieser Tag da ist ... bis allen das Klebeband ausgeht ... Bis dahin scheint fast jeder zuzustimmen, selbst amerikanische Führer, daß sich Amerika im Niedergang befindet.
Und während dieses Niedergangs können wir erwarten, noch mehr von dem zu sehen, was wir bereits gesehen haben. Für die meisten Leute wird dies ein „fortschrittliches“ Absinken der Lebensqualität und verminderte Erwartungen bedeuten.
Was wir nicht sehen werden, ist ein „großes Erwachen“ oder eine dramatische Wende in der Führung oder Richtung. Die Leute, die Amerika leiten, werden nicht „zur Besinnung kommen.“
Während Amerika niedergeht und ein gescheiterter oder scheiternder Staat wird, werden die Konzerne und Geschäftsleute und Bürokraten, die es leiten, damit fortfahren, Globalismus und Multikulturalismus und Feminismus zu predigen.
Sie werden weiterhin alles verurteilen, das als Rassismus oder Tribalismus erachtet werden könnte – besonders unter Weißen – bis diese sicher in der Minderheit sind. Sie werden weiterhin „männlichen Sexismus“ verurteilen und weiterhin jede Art von arrogantem weiblichen Sexismus fördern, der Männer verweichlicht oder abwertet. Sie werden weiterhin Ehrfurcht für ihre eigene religiöse Priesterkaste fördern, während sie jedweden religiösen Glauben als „extrem“ verurteilen, der die moralische Autorität fortschrittlichen Glaubens herausfordert. Sie werden weiterhin Abhängigkeit vom Staat fördern, für Sicherheit und Einkommen und Gesundheitsfürsorge – für das Leben selbst.
Und ganz egal wie viele „Konflikte“ sie eskalieren lassen oder wie viele Leute sie ermorden oder einsperren oder wie militarisiert ihre Polizeischlägertruppen werden, werden sie weiterhin offiziell „Gewalt“ verurteilen.
Sie werden damit fortfahren all das zu tun, weil es für sie vollkommen einleuchtend ist.
Wenn ihr die Herrscher und Speichellecker einer untergehenden Nation wäret, dessen Volk am Ende seinen Wohlstand und Status verlieren wird, und ihr wolltet eure eigenen Interessen schützen und eure Köpfe behalten, warum würdet ihr nicht wollen, daß dieses Volk gespalten, verweichlicht, schwach, abhängig, ohne Glauben, ängstlich und „gewaltlos“ bleibt?
Galionsfiguren kommen und gehen, aber ich sehe absolut keinen Grund, warum sich die Botschaft ändern sollte.
Viele von euch sehen sich selbst als zivilisierte Menschen. Vernünftige Menschen in einer zunehmend verrückten, vulgären und barbarischen Welt.
Aber ihr liegt falsch! Ihr seid die neuen Barbaren.
Die offizielle Botschaft wird weiterhin lauten:
• Wenn ihr glaubt, daß die Menschen nicht gleich geschaffen sind
• Wenn ihr glaubt, daß freie Menschen Zugang zu Feuerwaffen haben sollten
• Wenn ihr glaubt, daß man der Regierung nicht vertrauen kann, wenn es darum geht, jeden Aspekt eures Lebens zu regeln
• Wenn ihr glaubt, daß Rasse etwas mit Blut und Erbe zu tun hat – nicht nur mir „Hautfarbe“
• Wenn ihr seht, daß Männer und Frauen unterschiedlich sind und glaubt, daß sie verschiedene Rollen einnehmen sollten
• Wenn ihr glaubt, daß Männer wie Männer handeln sollten
• Wenn ihr glaubt, daß Schwulenparaden und schwule Hochzeiten lächerlich sind
• Wenn ihr an eine „alte Religion“ glaubt
Wenn ihr einige oder alle von diesen Dingen glaubt, dann seid ihr aus Sicht des Staates, der Konzerne, der akademischen Welt und der Medien, dumme, verrückte, hinterwäldlerische, neonazistische, frauenhassende, Ehefrauen schlagende, homophobe, rückständige, reaktionäre Neandertaler.
Ihr wißt es. Tanzt dazu. Macht einen Techno-Remix daraus. Denn täuscht euch nicht: Ihr seid gefährlich, verräterisch und womöglich aufständisch.
Nun, mich erinnert es an die Worte des Rappers Eminem:
Ich bin was immer du sagst, daß ich bin
Und wenn nicht, warum sollte ich sagen, daß ich bin
In der Zeitung, den Nachrichten, jeden Tag, daß ich bin
Das Radio würde meinen Jam nicht mal spielen
Es spielt keine Rolle, was ihr zu sein glaubt. Ihr seid was immer sie sagen, daß ihr seid. Sie kontrollieren die Botschaft. Ganz egal für wie vernünftig ihr eure Botschaft haltet, das Radio wird euren Jam nicht spielen. Ganz egal was ihr zu sein glaubt, für sie seid ihr die Barbaren. Also macht es euch zu eigen ... Seid es. Und wenn ihr die Barbaren sein werdet, dann fangt an wie Barbaren zu denken.
Was bedeutet das? Was heißt es, ein Barbar zu sein? Klassisch betrachtet ist ein Barbar jemand, der nicht aus dem Staat ist, aus der polis. Der Barbar ist nicht zivilisiert genug – nach den vorherrschenden Maßstäben des Staates. Seine Wege sind fremd und tribal. Der Barbar ist ein Außenseiter, ein Fremder.
Wie muß sich das Denken eines Menschen verändern, wenn er vom Staat, in dem er geboren wurde, zu einem Außenseiter gemacht wird?
Wie wird ein Mensch vom Bürger der polis zum Außenseiter – einem Barbaren – in seinem Heimatland?
Dies sind wichtige Fragen, denn wenn man keine brauchbare politische Lösung für die stupide und unmenschliche Entwicklung des modernen Staates sieht – und ich tue es nicht –, dann wird eine bedeutsame Veränderung mehr bedürfen als Unterschriften zu sammeln oder an den „gesunden Menschenverstand“ der Öffentlichkeit zu appellieren oder den richtigen Kandidaten zu wählen.
Was ihr benötigt, ist ein grundlegender Wandel bezüglich der Art, wie sich die Menschen selbst sehen sowie ihre Beziehung zum Staat. Kümmert euch nicht darum, den Staat zu verändern. Ändert die Menschen. Kappt die Verbindung. Und laßt sie eine Geisteshaltung jenseits des Staates hervorbringen.
Zeigt ihnen, wie sie Barbaren werden und die Herrschaft des Staates brechen. Wie macht man das? Nun, darüber werde ich in den nächsten paar Jahren nachdenken und schreiben.
Aber ich kann euch vier Ansätze anbieten, von denen ich denke, daß sie hilfreich sein könnten.

1. Trennt „uns“ von „denen“
Auf dieser Konferenz geht es um die Zukunft der Identität. Welche Identität? Über wen reden wir? Wer ist wir? Wenn ich mich mit Leuten darüber unterhalte, was in der Welt gerade geschieht, sind sie schnell dabei mir zu sagen, was wir daran ändern sollten. Doch wer ist dieses wir?
Ihr und die Konzerne, die euch Müll als Nahrung verkaufen, euer Land ruinieren und eure Jobs ins Ausland verlagern? Ihr und die „Experten“, die eure Werte zu „psychologischen Problemen“ machen? Ihr und die bezahlten Medien, die euch verhöhnen? Ihr und die Wall-Street-Banker, die die Wirtschaft für ihre eigene kurzfristige Bereicherung finanzieren? Ihr und die Bürokraten, die euch entwaffnen und euch jeden Aspekt eures Lebens vorschreiben wollen? Ihr und die Politiker, die die Grenzen öffnen und sich vor Begeisterung überschlagen und eine neue Gruppe von potentiellen Wählern befriedigen, anstatt für die Interessen der eigentlichen Bürger des Landes zu arbeiten, die zu repräsentieren sie geschworen haben? Dieses „wir“?
Amerikaner neigen besonders dazu, Phrasen wie „Wir das Volk“ zu benutzen. Aber es gibt 300 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten, und das ist eine Menge „wir.“ Seid konkreter. Seid tribaler.
Einer der besten Ratschläge, den ich jemals bezüglich des Schreibens erhalten habe, war dieser: Sag niemals „Leute“, wenn du „Menschen“ meinst. Nun, mein Rat an euch ist, sagt nicht „wir“, wenn ihr „sie“ meint, und sagt nicht „uns“, wenn ihr „ihnen“ meint. Hört auf, demokratische Sprache zu verwenden. Hört auf, so zu tun als ob wir alle zum gleichen Team gehören, denn das tun wir nicht. Und das müssen wir auch nicht. Entscheidet, wer euch wirklich interessiert. Findet heraus, was ihr gemeinsam habt. Definiert eure Grenzen. Entscheidet, wer darin ist und wer draußen ist. Die Leute, die darin sind, gehören zu „uns.“ Diese Leute sind das „wir.“ Alle anderen sind „sie.“

2. Hört auf wütend zu werden, weil die Dinge keinen Sinn ergeben!
Kaum etwas, das ihr heutzutage in den Nachrichten lest oder hört, scheint irgendeinen Sinn zu ergeben.
Die Leute werden so wütend, so frustriert, so betrogen. Es ist als ob „unsere Führer“ verrückt oder dumm sind, oder beides. Es macht keinen Sinn, Frauen in die Infanterie zu stecken. Das ist ganz offensichtlich verrückt! Es macht keinen Sinn, Kinder zu ermutigen, Kredite für die Hochschule aufzunehmen, die sie niemals zurückzahlen können. Es macht keinen Sinn, Leute ins Land einzuladen, wenn man sich nicht um die Leute kümmern kann, die bereits hier sind. Das ist verrückt!
Es macht keinen Sinn, Kriege anzufangen und dann zu sagen, daß man versucht, „die Herzen der Menschen“ zu gewinnen. Krieg ist kein guter Weg, die Herzen der Menschen zu gewinnen! Und sich um die Herzen der Menschen zu sorgen, ist kein guter Weg, einen Krieg zu gewinnen!
Es macht keinen Sinn, daß Banker und Firmenchefs goldene Fallschirme erhalten oder in Urlaub fahren oder Jobs in der Regierung erhalten, nachdem sie wissentlich und vorsätzlich Firmen, Jobs, Leben, die Umwelt – ganze Segmente der Wirtschaft zerstört haben!
Aber wenn ihr realisiert, daß sie – die Leute, die das Land leiten – die Dinge so handhaben, um sich selbst zu begünstigen und nicht euch, ergibt alles einen Sinn.
Zieht die Möglichkeit in Erwägung, daß Amerikas Führer sich nicht im geringsten dafür interessieren, ob amerikanische Soldaten leben oder sterben. Zieht die Möglichkeit in Erwägung, daß Amerikas Hochschulen und Banker sich nicht dafür interessieren, ob ihr den Rest eures Lebens bei ihnen verschuldet bleibt. Das würden sie wahrscheinlich vorziehen. Zieht die Möglichkeit in Erwägung, daß amerikanische Politiker sich mehr dafür interessieren, ihre Jobs auf kurze Sicht zu behalten und in den Medien gut auszusehen, als für das, was auf lange Sicht mit den Bürgern ihres Landes passiert. Zieht die Möglichkeit in Erwägung, daß „ihr“ kein Teil eines „uns“ seid, welches „sie“ interessiert. Ich versichere euch, wenn ihr darüber nachdenkt, ergeben die Dinge auf einmal wesentlich mehr Sinn.
Wenn ihr die Vorstellung verwerft, daß diese Leute sich für euch oder das Land interessieren sollten und ihr euch erlaubt, sie als Gangs und Individuen zu sehen, die ihre eigenen Interessen fördern, könnt ihr euch entspannen und ihre listige Strategie verstehen.
Verwerft törichte Erwartungen darüber, was diese Leute tun sollten. Tretet einen Schritt zurück und seht sie als das was sie sind. Seid nicht wütend. Seid nicht empört. Seid weise.
Wie Nietzsche vorgeschlagen hat: Seid mutig, unbekümmert, spöttisch, gewalttätig.

3. Hört auf, Moral zu verallgemeinern
Menschen, die mit amerikanischen, egalitären, modernen westlichen Werten erzogen wurden, möchten „gute Menschen“ sein. Sie wollen fair und gerecht sein, und sie wollen jedem gerecht werden. Das kann absolut lähmend sein.
Tatsächlich erschafft es einen inneren Konflikt für die Menschen – gute Menschen –, die besonders athletisch sind oder eine Vorgeschichte im Militär oder bei der Polizei haben. Sie wurden gelehrt und glauben an Fairneß und gleiches Recht für alle.
Sie wollen in jedem Fall „das Richtige“ tun. Sie wollen Batman sein.
Es liegt jedoch auch in der Natur dieser Menschen – mehr noch als bei anderen –, vertikal, hierarchisch, tribal zu denken, in Begriffen von „uns“ und „denen.“ Andere ganz natürlich und vorrangig aufgrund ihrer maskulinen, taktischen Tugenden von Stärke, Mut, Überlegenheit und Ehre zu beurteilen.
Doch sobald das Football-Spiel oder der Superhelden-Film vorüber sind, kehrt das moderne Amerika dazu zurück, diese Tugenden zu hassen und zu bestrafen. Das moderne Amerika kehrt dazu zurück, Männer zu hassen und zu bestrafen, die sich wie Männer verhalten. Diese „guten Menschen“ ... diese Typen, die Helden sein möchten, werden getadelt, ausgespielt und ausrangiert und wie Müll behandelt.
Ganz egal, was die Botschaft des modernen Amerika ist, wenn es um Männer geht, die wie Männer handeln – besonders weiße Männer –, interessiert sich niemand dafür, ob sie gerecht oder fair behandelt werden.
Dennoch möchten diese „guten Menschen“ Frauen nicht von irgend etwas ausschließen, denn es scheint unfair zu sein, und sie haben Schwestern und Mütter und wollen, daß jeder eine Chance hat. Aber Frauen – als Gruppe – interessieren sich nicht dafür, wenn sich Männer ausgeschlossen fühlen.
Tatsache ist, wenn Männer sich über etwas beschweren, sind Frauengruppen die ersten, die sie „Jammerlappen“ und „Verlierer“ nennen. „Gute“ weiße Menschen als Gruppe interessieren sich dafür, was schwarzen Menschen als Gruppe geschieht. Sie wollen sicherstellen, daß Schwarze fair und gleich behandelt werden, und sie gehen ihnen aus dem, Weg, um sicherzugehen, daß sie nicht „diskriminieren.“
Interessieren sich schwarze Menschen als Gruppe dafür, was mit weißen Menschen als Gruppe geschieht? Interessiert sich ein mexikanischer Vater mit drei Babies dafür, ob ein weißes Kind aus der Vorstadt einen Sommerjob als Landschaftsgestalter erhält?
Das Problem mit den modernen westlichen Werten ist, daß sie am besten innerhalb einer Stammesgruppe funktionieren.
Sie funktionieren nur, wenn alle verbunden und interdependent sind. Fairneß und Gerechtigkeit und guter Sportsgeist fördern die Harmonie innerhalb einer Gemeinschaft. Aber irgendwo muß man eine Grenze setzen. Ihr müßt entscheiden, wer Teil dieser Gemeinschaft ist und wer nicht.
Ihr könnt nicht fair mit Leuten umgehen, die es nicht interessiert, wenn ihr von der Landkarte getilgt werdet. Ihr müßt nicht jeden hassen, der nicht zu eurem Stamm gehört, aber es ist närrisch, sich um Leute zu kümmern, die sich nicht für euch interessieren.
Heroische Typen sind die natürlichen Wächter eines jeden Stammes, aber ihre heroischen Naturen werden verschwendet und mißbraucht, wenn sie jeden beschützen sollen, selbst Feinde und Undankbare und diejenigen, die sie verachten.
Wenn westliche Barbaren irgendeinen Aspekt ihrer westlichen Herkunft und Identität behalten möchten, müssen sie diese moralischen Konflikte lösen.
Sie müssen nicht unbedingt Moral oder moralische Tugenden abschaffen, aber sie müssen ihren Schutzschild verkleinern und, wie es in Platos Republic heißt: „noble Hunde [werden], die sanft zu ihren Vertrauten und das Gegenteil zu Fremden sind.“
Seid moralisch verantwortungsbewußt. Aber nur dem Stamm gegenüber.
Wenn sie in einer scheiternden Nation gedeihen und durchhalten wollen, müssen die Neuen Barbaren die tragische, mißverstandene Heldennummer aufgeben und erkennen, daß sie nicht Batman sind. Warum würde das irgend jemand sein wollen?

4. Macht euch unabhängig vom Staat und interdependent untereinander
Die Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Mutterkonzerne bieten eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen an. Sie alle haben Hintergedanken und je mehr ihr davon abhängt, desto einfacher ist es, euch zu kontrollieren.
Es ist keine große Bedrohung für sie, wenn ihr online geht und eine unanständige Seite mit einem „like“ verseht oder eurer einsamen, ohnmächtigen Wut Luft macht, solange der Rest eurer Identität sich fein säuberlich in den bourgeoisen amerikanischen Lifestyle einfügt.
Solange ihr auch weiterhin zu eurem künstlich erschaffenem Arbeitsplatz bei irgendeiner großen Firma geht und für 40 oder 50 oder 60 Stunde die Woche beschäftigt seid, damit ihr deren breites Sortiment an Produkten und Dienstleistungen erwerben könnt.
Und in der Zeit, die ihr übrig habt, geht ihr online und werdet ein Orthodoxer oder Römer oder Odinist und postet coole Bilder von Wikingern und Zenturios und Kreuzzügen.
Doch das ist keine echte Identität oder ein echter Stamm oder eine echte Gemeinschaft. Benutzt den modernen Staat unbedingt und nehmt von ihm was immer ihr könnt, solange es noch etwas zu nehmen gibt, aber wenn ihr aufrichtig eine Art „alternativen Lebensstil“ zu dem wollt, was der Staat anzubieten hat, wenn ihr eine Art von Stammes-Identität erhalten wollt, die Amerikas Niedergang und Kollaps – auch als plötzliches Ausbleiben von adäquaten Produkten und Dienstleistungen bekannt – überdauern kann, dann versammelt ein paar von den Internet-Kontakten in eurer Nähe und lebt nah beieinander, anstatt „Gemeinschaftsarbeit“ im Internet in eurer Unterwäsche zu betreiben oder euch mit eurer Frau und euren Kindern in eine ländliche Gegend zurückzuziehen. Übernehmt einen Nachbarschafts- oder Appartementkomplex, gründet Firmen und bietet Dienstleistungen an, die die Leute wirklich brauchen.
Es ist toll, daß es Schriftsteller und Denker gibt, aber ihr braucht auch Mechaniker und Klempner und Schneiderinnen. Dient allen, aber seid loyal zu den Menschen „in der Familie“ und macht sie zu „eurer eigenen.“
Es muß keine formale Sache sein. Gebt keine Presseerklärung raus. Fangt einfach leise damit an, eine Gemeinschaft von gleichgesinnten Männern und Frauen aufzubauen. Irgendwo.
Macht euch keine Gedanken darüber, eine massive politische Bewegung zu erschaffen oder Tausende oder Millionen von Leuten zu rekrutieren. Macht euch keine Gedanken darüber, den Staat zu verändern. Barbaren machen sich keine Gedanken darüber, den Staat zu verändern. Das ist eine Sache für Männer des Staates – die an den Staat glauben und zu ihm gehören.
Nehmt euch 150 Leute vor. Eine kleine, eng verbundene Gemeinde von Menschen, die zusammenarbeiten, um weniger abhängig vom Staat zu werden und abhängiger voneinander.
Die jüngsten Immigranten – von denen viele wortwörtlich „nicht aus dem Staat“ sind – können als Beispiel dienen. Es ist noch nicht lange her, daß die Iren und Italiener in inselartigen Gemeinschaften lebten. Denkt an russische Stadtteile.
Seht euch Orte an wie Chinatown in San Francisco: Alle paar Blocks sieht man markierte Gebäude. [chinesische Schriftzeichen] ... „Wohltätigkeitsverband.“
Klingt nett, oder? Könnte eine Fassade für die Triaden sein. Könnte auch Hilfe für chinesische Schulkinder anbieten. Ich habe keine Ahnung. Aber ich bin sicher, daß es für Chinesen ist. Es gibt auch Arztpraxen und Anwaltskanzleien und Reparaturläden und Gemüsehändler. Es gibt dort ein ganzes Netzwerk von Menschen, die sich zuerst um ihre eigenen Leute kümmern.
Dort gibt es eine Gemeinschaft von Menschen, die exklusiv, abgeschottet und interdependent sind. Sie gehen zuerst zu einem von ihnen für das, was sie brauchen. Sie sind schwieriger zu beobachten und zu kontrollieren. Sie sind unabhängiger vom Staat und abhängiger voneinander. Und wenn der Kollaps kommt, kümmern sie sich zuerst um einander, während alle anderen darauf warten, daß der Staat „etwas tut.“
Wer auch immer euer „uns“ ist, was auch immer euer „Stamm“ ist, es bleibt eine Idee in eurem Kopf bis ihr eine Gruppe von wahrhaft interdependenten Menschen habt, die das gleiche Schicksal teilen. Das macht einen Stamm aus. Das macht eine Gemeinschaft aus. Das ist die Zukunft der Identität in Amerika.
Land gehört denen, die es nehmen und es halten. Und dieses Land ist nicht länger euer Land oder mein Land – offiziell ist es deren Land. Vielleicht könnt ihr es nicht zurückfordern, zumindest jetzt noch nicht, aber ihr könnt glückliche Barbaren werden und als solche leben, als Außenseiter im Inneren, und daran arbeiten, die Art von stabilen Gemeinschaften und Netzwerken von fähigen Menschen aufzubauen, die den Kollaps überleben und eure Identität nach dem Untergang bewahren können.


„Becoming the New Barbarians“ by Jack Donovan
aus dem Amerikanischen von Lars Peter Kronlob
veröffentlicht mit Genehmigung von Jack Donovan
published with permission of Jack Donovan