Donnerstag, 22. Mai 2014

Wählen für Dummies


Wie sagen die Leute immer gerne, wenn wieder mal eine Wahl ansteht? – „Nur wer wählt, darf sich hinterher beschweren.“ Doch diese Aussage ist ein logischer Trugschluß, denn gerade diejenigen, die wählen gehen, dürfen sich hinterher nicht beschweren; haben sie doch durch ihre Teilnahme an der Wahl das politische Spielchen zur Ablenkung der Menschen akzeptiert und legitimiert.
Nichtwähler hingegen, die das politische Spiel als solches erkennen, und auch nicht durch ihre Teilnahme an der Wahl legitimieren, haben selbstverständlich das Recht, sich darüber zu beschweren, und zwar deshalb, weil es für sie keine Alternative gibt. Es ist nämlich nicht möglich, seine Stimme zu nutzen, um eine Regierungsform oder ein System abzuwählen. Und die Wahl zwischen zehn Haufen Scheiße zu haben, ist keine Wahl, sondern nur ein psychologischer Trick, um den Menschen zu suggerieren, sie hätten ja den politischen Haufen Scheiße selbst gewählt, der ihnen Schritt für Schritt ihre Freiheiten nimmt.
Noch ein kleiner Exkurs in menschlicher „Logik“, wenn es ums Wählen geht: Jeder weiß, daß Politiker vor jeder Wahl lügen und Dinge erzählen, die sie hinterher nicht einhalten. Doch warum lügen Politiker? Sie tun das, um gewählt zu werden. Doch wenn ihnen ohnehin niemand glaubt, warum lügen sie dann weiter? Weil sie sonst niemand wählen würde. Könnte man daraus nicht schließen, daß die Leute belogen werden wollen? Und wenn nicht, warum wählen sie dann immer wieder die gleichen Lügner?


Montag, 19. Mai 2014

Freiheit vs. Zwangsbeglückung


Wenn ich unter Menschen bin, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die meisten Menschen den feinen Unterschied zwischen Freiheit und Zwangsbeglückung nicht verstehen. Wenn die Frau mit der Gitarre sich in die Fußgängerzone stellt, um ihre Umwelt mit ihren christlichen Liedern in piepsiger Stimme zu beglücken, dann hat man die Wahl, an ihr vorbeizugehen und sie zu ignorieren. Wenn die gleiche Frau allerdings neben dem Tisch steht, an dem ich mich in einem Restaurant bei gutem Wetter draußen zum Mittagessen niedergelassen habe, um in Ruhe zu essen, dann zwingt sie mir ihren Gesang auf, weil ich nicht einfach weitergehen kann wie in der Fußgängerzone. Als sie mit ihren Liedern durch war und an den Tischen entlangging, um nach einer Spende zu fragen, wies ich sie auf den Unterschied hin. Zwei Frauen am Nebentisch reagierten sofort empört, daß die Frau doch eine tolle Stimme hätte, worauf ich ihnen erklärte, daß nicht jeder den gleichen Geschmack hätte und Schönheit im Auge des Betrachters liegen würde. Ich bringe ja auch nicht meinen Ghettoblaster mit zum Essen und gehe ganz automatisch davon aus, daß alle Menschen in meiner Umgebung meinen Musikgeschmack teilen. Die Frau mit der Gitarre meinte nur, so sei das eben im Leben, und sie würde heute Abend darüber nachdenken. Ich mutmaße mal, daß sie auch politisch die Meinung vertritt, daß sich alle Individuen eben der Meinung der Mehrheit unterzuordnen haben. Zum Wohle der Allgemeinheit.
Freiheit, wie ich sie verstehe, hat immer auch etwas mit Respekt zu tun, nämlich vor der Freiheit des Andersdenkenden.